Im Karate gibt es, wie in den meisten asiatischen Kampfsportarten verschiedenfarbige Gürtel, die den Leistungsstand des jeweiligen Karateka widerspiegeln sollen. Diese Stufen geben einerseits dem Schüler eine Orientierung darüber, wo er steht, was aktuell zum Lernen anliegt, und wo der Weg hin führt. Andererseits helfen die Gürtelfarben Trainingspartnern und Trainern, den Leistungsstand jedes Schülers grob einzuschätzen. Somit erhält man eine Orientierung, was vom Gegenüber verlangt werden kann. Auch vereinsübergreifend.

Um die genannten Funktionen sicherzustellen, muss der Prüfer zur jeweiligen Gürtelprüfung ein entsprechendes Niveau verlangen. Unter anderem zur eigenen Sicherheit des Prüflings. Gürtelprüfungen dürfen nicht darauf reduziert werden, dass der Verband damit Geld verdient und die Farbe eine Auszeichnung langer Vereinsmitgliedschaft ist.

Karate Gürtelprüfungen sollen nicht die strenge Ernsthaftigkeit von Schulprüfungen, Klausuren oder Prüfungen im Beruf haben. Dennoch sollte jede(r) sein eigenes Können möglichst objektiv betrachten und sich ernsthafte Gedanken darüber machen, ob und wann die nächste Stufe der Karate Karriere erklommen werden soll. Für eine objektive Beurteilung stehen bei uns im Verein gerne Trainer und höhergraduierte Karateka zur Verfügung. Eine weitere Orientierung bietet die Prüfungsordnung (Klick) des Deutschen Karate Verbands e.V. (DKV). Gleich auf den ersten beiden Seiten finden sich vier Abschnitte zu Prüfungen in der Unterstufe (9.-7. Kyu), Mittelstufe (6.-4. Kyu), Oberstufe (3.-1. Kyu) und zu Dan-Prüfungen. Es wird erklärt, auf was es bei den jeweiligen Prüfungen ankommt, wo die Schwerpunkte liegen und was vorausgesetzt wird.

Das in Deutschland gebräuchliche Graduierungssystem unterscheidet 9 Schülergrade (9. bis 1. Kyu, farbige Gürtel).
Darauf folgen 10 Meistergrade (schwarzer Gürtel, 1. Dan bis 10. Dan, schwarzer Gürtel).

Die Prüfungsordnung sieht außerdem für jede Gürtelprüfung eine Mindestvorbereitungszeit vor. Fälschlicherweise wird diese oft auch als "Wartezeit" bezeichnet. Es geht hierbei nicht darum, auf den nächsten Prüfungstermin zu warten, sondern sich darauf gründlich vorzubereiten. Das bedeutet, in dieser Zeit regelmäßig das Training zu besuchen und an den Dingen zu arbeiten, die bei der letzten Prüfung und im Training als Defizite aufgezeigt wurden. Dabei sollte man darauf achten, nicht zu viele Dinge gleichzeitigt verbessern zu wollen. Bei der Vorbereitung zur nächsten Gürtelprüfung soll sich der Schüler Zeit nehmen und sich so Stück für Stück verbessern. Es ist völlig normal, dass dafür meist mehr Zeit als die vorgegebene Mindestvorbereitungszeit gebraucht wird. Vor allem bei den Gürtelprüfungen der Mittel- und Oberstufe reicht die Mindestvorbereitungszeit keinesfalls aus, um sich ordentlich vorzubereiten. Sicherlich gibt es hier Ausnahmen. Etwa bei besonders talentierten Schülern, die mehr als zwei bis dreimal pro Woche intensiv und effektiv trainieren.

Hier zusammengefasst ein paar zu beachtende Punkte:

  • Während der Vorbereitungszeit soll das Training regelmäßig, idealerweise mindestens zweimal pro Woche, besucht werden.
  • Nehmt Euch die Zeit für eine ausreichende Vorbereitung. Karate kann nicht "mal schnell" erlernt werden. Zwischen theoretischem Wissen wie es funktioniert und dem praktischen Können stehen intensives und ausdauerndes Training und viele Wiederholungen.
  • Alle Kata-Abläufe bis zum jeweiligen Gürtelgrad müssen sicher(!) sitzen. Beachtet auch die in der Prüfungsordnung genannten Schwerpunkte (Seite 2 und 3), für Unter- Mittel und Oberstufe.
  • Spätestens ab der Mittelstufe ist zusätzliches Prüfungs-Vorbereitungstraining (z.B. Donnerstags nach dem Training oder Samstags) erforderlich.
  • Je höher der Gürtel, desto eigenverantwortlicher findet die Vorbereitung auf die nächste Prüfung statt.
  • Wer sich intensiv auf eine Gürtelprüfung vorbereitet kennt das zu zeigende Programm auswendig. Das hilft sehr, die Nervosität im Zaum zu halten, und zeichnet ein positives Bild beim Prüfer.
  • Bereitet Euch zusammen mit fortgeschrittenen Schülern oder einem Trainer auf die nächste Prüfung vor. Gleich eingestufte Schüler erkennen ggf. die Fehler noch nicht.
  • Zieht vor der Entscheidung zu einer Prüfung zu gehen den Rat eines unserer Trainer heran.
  • Besucht Lehrgänge! Schaut damit über den Tellerrand unseres Vereins hinaus. Nutzt dort die Gelegenheit, auch bei anderen Prüfern Prüfungen abzulegen. Selbstredend, nach entsprechender Vorbereitung.
  • Kein Prüfer ist daran interessiert, jemanden durch die Prüfung fallen zu lassen. Im Gegenteil ist es eine Freude, gut vorbereiteten Prüflingen, den neuen Gürtel zu überreichen
  • Fällt jemand trotz Vorbereitung durch eine Gürtelprüfung, so ist das kein Weltuntergang, sondern eine Chance, die Selbsteinschätzung zu korrigieren und besser zu werden.
  • Wer eine Prüfung bestanden hat, kann stolz auf die gezeigte Leistung sein. Auch wenn es noch Mängel gab (die wird es leider immer geben) hat er doch gezeigt, dass er das Niveau erreicht hat und sich seit der vorangegangenen Prüfung erfolgreich weiterentwickelt hat.